Sonntag, 29. August 2010

Mein Leben,... eine göttliche Komödie?

Heute früh am Morgen bzw. mitten in der Nacht hatte ich nach langer Zeit wieder einmal meine lyrische Phase. Allerdings habe ich diesmal noch Nichts selbst zu Papier gebracht, sondern munter und heiter ein paar "Great Short Poems" edited by Paul Negri, Dover Thrieft Editions gelesen. Besonders angetan hat es mir ein sehr morbides und düsteres Gedicht von Stephen Crane (1871-1900) namens "In the Desert".

Bevor ich euch jedoch einen Einblick gewähre, möchte ich noch ein paar eigene Zeilen dazu schreiben.
Schon der Titel "In the Desert" lässt mich an meine letzten Monate denken bzw. das vergangene Jahr seit meiner niederschmetternden Diagnose....Endometriose!
Wenn ich meinen Gedanken freien Lauf lasse, sobald ich an die Endo und die erstmalige Öffnung und Berichte während und zu der Not-OP denke, dann sehe ich folgendes Bild vor meinem inneren Auge:
Eine endlose Wüste durchzogen von Spuren einer bitteren und brutalen Schlacht mit Bergen von Leichen, versikerndem und trocknendem Blut mit dem unverkennbaren Geruch von Feuer und Eisen.
Und mitten drin, auf einem schönen,weißen Ross, ein geköpfter König. Der strömende Fluss seines Blutes ein morbider und zugleich faszinierender Kontrast zu dem Weiß des Pferdes, welches ihn erhaben und in wilder Leidenschaft trägt.

So und nun zu dem eigentlichen Gedicht:

In the desert
I saw a creature, naked,  bestial,
Who, squattting upon the ground,
Held his heart in his hands,
And ate of it.
I said, "Is it good, friend?"
"It is bitter - bitter, " he answered;
"But I like it
Because it is bitter,
And because it is my heart."


Manch einer wird jetzt wohl über meine komischen Gedankengänge und meinen Geschmack, was Gedichte angeht, müde oder überrascht lachen, aber in gewisser Weise,egal wie morbid und fast geschmacklos es ist, ist es aber auch von einer dunklen Poesie beseelt und gab mir das erste Mal sei Jahren wieder einige kreative und dunkelromantische Ideen, die ich gerne auf meinem Zeichenblock und in meinem Gedichteheft verewigen würde, um all den Ängsten, Sorgen und Stimmungen, die mich in den letzten Monaten gefangen hielten, ein Ventil und eine Auffangmöglichkeit zu geben.

Und um auf meinen Blogtitel zu sprechen zu kommen:
Ja, ich finde irgendwie ist es doch wie eine göttliche Komödie, wie mein Leben sich entwickelt, was es beinhaltet und was für neue Pfade plötzlich aus dem Nichts entspringen, sowohl gute,als auch schlechte gleichermaßen...Manchmal muss ich mit Tränen in den Augen über mein Schicksal lachen und es kommt mir vor wie ein schlechter Traum und manchmal fühle ich förmlich wie mir die Zeit wie Sand durch die Finger rinnt und wie der Hauch des Todes wie ein aberwitziges Galgenmännchen über mir hängt und mich boshaft anlächelt.

So à la "komm auf die dunkle Seite, wir haben Kekse"...

Nun denn...ich glaube, ich habe durch diese chronische Krankheit komischerweise eine andere lustige und spitzbübische Art von Humor in meinem Wesen entdeckt und irgendwie möchte ich diesen trotz allem nicht mehr missen....

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